Trappold
von Michael Lautner
(erschienen in der Siebenbürgischen Zeitung, 30. April 1996)
Geschichte
Trappold, rumänisch Apold, ungarisch Apoldya, liegt in einem weitläufigen
Talkessel, 15 Kilometer südöstlich von Schäßburg, zwischen dem Kokel- und
Harbachtal. Die Talweitung des Ortes öffnet sich nur wenig über ebene Flächen,
so daß die Trappolder Gemarkung das Bild einer Hügellandschaft vermittelt. Im
Süden erstreckt sich der in Hauptrichtung der Wasserscheide verlaufende
Höhenzug, die Henndorfer Höhe. Über diesen Berg führt kurvenreich die
Verbindungsstraße zur Nachbargemeinde Henndorf und von dort durchs Harbachtal
nach Agnetheln und Hermannstadt. In nordöstlicher Richtung verläuft die Straße
in die Nachbargemeinde Denndorf. Von Denndorf kommend, durchquert der Schaaser
Bach die Gemeinde und fließt in nordwestlicher Richtung an Schaas vorbei nach
Schäßburg, wo er in die Kokel mündet. Entlang dieses Baches führt durch ein
enges Seitental die Verbindungsstraße von Trappold über Schaas nach Schäßburg.
Trappold wird 1309 erstmals urkundlich erwähnt, als in einem großen Zehntprozeß
mehrere sächsische Dekanate gegen den Weißenburger Bischof auftreten. Unter den
Plebanen des Kysder (Keisder) Kirchenkapitels (Bezirks), zu dem auch Trappold
gehörte, wird der Dechant Nikolaus von Apoldia aufgeführt. Die Gründung des
Ortes dürfte jedoch mehrere Jahrzehnte vorher stattgefunden haben. Darauf läßt
eine Steuerbescheinigung schließen, die König Bela im Jahre 1231 vier
Ortschaften der Deutschen Corrardus und Daniel, Söhne des Latinus gewährte.
Unter den Beg¨nstigten befindet sich auch Johannes Latinus von Oplid (Apold).
Die Gemeinde zählte einst zu den größten Ortschaften des Keisder Bezirks. Um das
Jahr 1500 wurden 89 Wirte, vier Hirten, zwei "wüste" Höfe und eine Schule
gezählt. Beachtlich ist, daß der Schulbetrieb bereits vor Einführung der
allgemeinen Schulpflicht aufgenommen wurde. In die Zeit um 1500 fällt auch der
Bau der Trappolder Kirchenburg, die auf einem steilen Bergkegel steht und mit
ihren Ringmauern und Türmen eine der malerischsten Wehrbauten Siebenbürgens ist.
Das Gesamtbild des Ortes gleicht einem Herzen, das in eine selten schöne
Umgebung eingebettet ist.
Trappold war lange eine rein sächsische Ortschaft. Ein Rumäne wird 1703 zusammen
mit mehreren Bürgern als Geldgeber der Gemeinde genannt. Das Geld wurde zur
Tilgung von Schulden benötigt, die aus kriegsbedingten Leistungen und Steuern
herrührten und seit 1689 offen waren. Die Steuerlast der Gemeindebewohner war
oft unerträglich und führte wiederholt zu Streit mit der Obrigkeit:
beispielsweise 1559 bedrohen einige Kirchenmitglieder den Dorfpfarrer Michael
mit dem Tod, als dieser ihnen den königlichen Schutzbrief aus diesem Jahr über
die Gerichtsbarkeit und das Zehntrecht zeigt (die Abgaben scheinen den Bewohnern
wohl zu hoch zu sein). Daraufhin werden der Ortsrichter (Hann) samt den
"Übeltätern" vom Dechanten zur Schlichtung der Angelegenheit vorgeladen. Dennoch
mißachtet der Ortsrichter den königlichen Befehl und veranlaßt, daß die
Einhebung des Zehnten ausgesetzt wird. Der Fall wird letztendlich von König
Sigismund geregelt.
Trappold war eine freie Gemeinde des Schäßburger Stuhls. 1830 verleiht der
Kaiser von Habsburg dem Dorf das Recht, zweimal jährlich, am 19. März und 15.
Dezember, Jahrmärkte abzuhalten.
In Trappold wurde der große Volksdichter Michael Albert (1836-1893) geboren,
ebenso Andrei Moldovan (1885-1963), der als rumänisch-orthodoxer Bischof in
Detroit (USA) wirkte und dort starb. Lukas Hermann I. war von 1646 bis 1647
Pfarrer in Trappold und wurde später Sachsenbischof. Auch der spätere Bischof
Georg Haner war 1701-1706 Pfarrer in Trappold.
Im Herbst 1932 eröffnete die Pfarrersfrau Elly Löw ein von ihr und dem
Frauenverein im "Alten Rathaus", einer Bastei der Kirchenburg, eingerichtetes
Dorfmuseum. Die Sammelstücke wurden nach dem Zweiten Weltkrieg vom Staat
beschlagnahmt und weggebracht.
Wirtschaft
Vor dem Zweiten Weltkrieg erzeugten die bäuerlichen Betriebe Getreide, Mais,
Kartoffeln, Futterrüben u.a. Eine bedeutende Einnahmequelle war früher auch der
Weinbau, obwohl der Ort nicht im Weinland liegt. 1684 gab es 14 Halden mit
Weinbergen, aufgeteilt in 1510 Parzellen. Die Chronik besagt, daß Trappold
während des ausgedehnten Weinbaues mehrere "Bedner" (Faßbinder) hatte, die
"manche Eiche zu Dauben machten". 200 Jahre später gab es nur noch sieben Halden
mit Weinbau infolge des ungünstigen Klimas und der im 19. Jahrhundert
aufgetretenen Reblaus (Phylloxera). Hanf- und Flachsbau sicherten die
Selbstversorgung mit Kleidung sowie Bett- und Haushaltswäsche.
Das Dorfhandwerk war vor dem Krieg in allen seinen Spielarten vertreten, es gab
Wagner, Schmiede, Schneider, Schuster, Fleischer, Maurer, eine Schnapsbrennerei,
eine Ziegelei und eine Molkerei. Ein Geschäft führte Haushaltswaren, ein anderes
Lebensmittel und Getränke. Die Handwerker waren in der Regel gleichzeitig auch
Landwirte, weil die Nachfrage zu gering war, um eine Vollbeschäftigung zu
ermöglichen. Zu erwähnen sind noch die Dorfmühlen, die über die Hattertgrenzen
hinweg gefragt waren. Es handelt sich um zwei Wassermühlen, die so stark
ausgelastet waren, daß man überlegte, ob nicht eine dritte gebaut werden sollte.
Während die vielfältigen Betriebszweige vor dem Zweiten Weltkrieg jedem
Dorfbewohner eine ausreichende Existenzgrundlage boten, gingen die Erträge und
die sonstigen Verdienstmöglichkeiten in der Zeit der kommunistischen Diktatur
auf eine Minimum zurück. Die meisten Dorfbewohner mußten sich in der Stadt
Arbeit suchen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern.
Trappolder in Siebenbürgen und Deutschland
1941 hatte Trappold 1382 Einwohner, davon waren 680, das sind 49 Prozent,
Sachsen. Im Zweiten Weltkrieg waren 88 Trappolder Sachsen an der Front, davon
sind 36 gefallen. Am 15. Januar 1945 wurden 75 Männer und Frauen zur
Zwangsarbeit nach Rußland deportiert. Während der Deportation sind drei Personen
gestorben.
Heute leben in Trappold eine sächsische Frau und ein sächsischer Mann. Weitere
13 Personen sind noch in verschiedenen Ortschaften Rumäniens verstreut.
In der westlichen Welt sind 680 (gleicher Stand wie 1941 in der Heimat)
Trappolder Sachsen, einschließlich der durch ihre Abstammung oder Heirat
dazugehörenden Personen, in einer Heimatortsgemeinschaft (HOG) erfaßt. Davon
leben 672 in Deutschland, drei in Österreich, eine in England, drei in
Australien und eine in Nordamerika. Die ausgesiedelten Trappolder haben
hauptsächlich in handwerklichen Berufen Beschäftigung gefunden. Der Anteil der
Trappolder, die im Rentenalter sind, liegt bei lediglich 10 Prozent (also weit
unter dem Durchschnitt in der Bundesrepublik Deutschland). Die restlichen 90
Prozent sind jünger, davon sind mehr als ein Drittel Kinder und Jugendliche.
Die HOG Trappold besteht seit 1980. Bisher fanden jedes zweite Jahr Treffen
statt. Die Durchführung anderer Aktivitäten ist aufgrund der räumlichen Trennung
kaum möglich.